📷
Monoton, langweilig und abgekoppelt von der Musik, so kann es einem schon mal ergehen, wenn man am Drumset einen Song lernen soll. Kein Wunder, denn in der Popmusik wiederholen sich nunmal die Rhythmen oftmals 3 Minuten lang. Schnell kommt der eine oder andere zu dem Schluss, dass es sich nicht lohnt, sich besonders intensiv mit dem Song auseinanderzusetzen. Meistens endet es damit, dass man die Kopfhörer aufsetzt und so lange zu dem Song spielt, bis man die gröbsten Abläufe verinnerlicht hat. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Trotzdem kann einen das Gefühl beschleichen, recht oberflächlich mit der Musik umzugehen und in der Art der Interpretation nicht richtig weiterzukommen. Ausserdem fällt es vielen in einer Band schwer, Verantwortung zu übernehmen, da sie es gewohnt sind, sich hinter einen perfekten Studioversion zu verstecken.
Was ist also möglich, um sich der Musik als Schlagzeuger verstärkt zu nähern und ein Gefühl von aktiver Mitgestaltung zu provozieren?
Eine Art ist sicher das „Üben mit Leadsheets für Schlagzeuger“ oder das „Üben mit Midis„, wie ich sie bereits im Blog vorgestellt habe. Ein zentraler Punkt ist jedoch, dass man auch als Schlagzeuger verstehen sollte, dass einen der tonale Bereich der Musik genau so betrifft wie den Keyboarder oder den Gitarristen. Das Drumset ist deshalb so besonders, weil es erstmal keine Töne produziert. Trotzdem kann man melodiös und harmonisch spielen. Rhythmus, Melodie und Harmonie ergeben eine Einheit, die den Song zum Leben erweckt. Neuinterpretationen sind erst möglich, wenn man alle Ebenen des Songs verinnerlicht hat. Diese lernt man am besten an einem Zweitinstrument.
Ich will also auf die Berührungsängste hinaus, die viele Schlagzeuger mit melodiösen oder harmonischen Aspekten des Songs haben. Oftmals besteht der Glaube, dass sich eine Auseinandersetzung nicht lohnt, da man ja nicht direkt am tonalen Geschehen teilnimmt. Dies ist wahrscheinlich der grösste Trugschluss überhaupt in der modernen Drumset Pädagogik. In der Welt des klassischen Schlagzeugs besteht kein Zweifel, dass man auch Stücke auf dem Xylophon, der Pauke oder dem Vibraphon lernt. Nun soll das kein Plädoyer sein, dass man als Jazz/Rock/Pop begeisterter Drumset Spieler eine klassische Schlagzeug Ausbildung braucht. Das ist sicher auch okay, aber es gehört eben auch zu den Problemen der Schlagzeug Welt, dass es zu viel Material und Instrumente gibt, die man nicht alle beherrschen kann. Ab einem gewissen Zeitpunkt sollte sich daher herauskristallisieren, wo die persönlichen Präferenzen liegen.
Hier soll es also um den Punkt gehen, an dem man sich für das Drumset mit seinem Jazz/Rock/Pop Kontext entscheidet. Viele sind von da an der Meinung, dass es an der Zeit ist, wie besessen Technik und Rudiments zu üben. Aber dieser Weg endet oft in einer Sackgasse, weil die melodiösen und harmonischen Zusammenhänge verkümmern und die Technik nicht richtig in den Zusammenhang der Songs gesetzt werden kann. Meiner Meinung nach gilt das für jedes Niveau. Wenn man sich ausschliesslich mit Rhythmik beschäftigt, wird die Musik schnell auch mal unvollständig und langweilig.
Für einen klassischen Schlagzeuger ist es selbstverständlich, dass er neben dem Bolero auf der Snare Drum auch den Zauberlehrling am Xylophon beherrscht. Wir täten gut daran, die gleiche Einstellung auch für den Jazz/Rock/Pop Kontext zu etablieren. Songs, die man am Vibraphon, auf der Gitarre, dem Klavier oder einfach dem Gesang, beherrscht, wird man auch am Schlagzeug besser spielen können.
Gerade im Jazz/Rock/Pop Bereich gibt es viele Songs, die ganz einfach zu lernen sind. Das Blues Schema sei mal als erstes genannt. Viele Songs bestehen ebenfalls nur aus 2 oder 3 Akkorden. Es ist super, dass man in diesem Genre mit ganz wenig Aufwand schon Musik machen kann. Also nichts wie ran an die Zweitinstrumente, den Gesang oder den Synthesizer.
Comments