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Üben mit Leadsheets für Schlagzeuger

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Schlagzeuger und Noten – ein nicht immer einfaches Thema. Einer der Gründe könnte sein, dass Leadsheets selten Teil des Schlagzeugunterrichts sind. In Bandworkshops oder Bandproben erhält man jedoch häufig Noten als Leadsheets, was sich wiederum selten mit den Noten deckt, die man aus dem Unterricht und in der Schlagzeugliteratur so kennt. Daher lohnt sich ein genauer Blick auf dieses Thema.

Die Informationen für Schlagzeuger sind allerdings auf Leadsheets häufig ziemlich versteckt. Folgende Punkte sollte man hier beachten und erlernen:

1. Oben links steht das Wichtigste – die Stilistik:

Diese Information ist oft der einzige Orientierungspunkt für den Schlagzeuger. In den meisten Fällen findet sich nämlich keine einzige Note für das Drumset. Wie soll man also wissen, was man spielen soll?

Man sollte also stilsicher sein. Stehen dort Sachen wie „Funk“ oder „Rock“, mag das Ganze noch relativ simpel sein. Aber wie sicher ist man bei Begriffen wie „Medium Ballad“, „Fast Swing“ oder „Calypso“?

Daher lohnt es sich, diese Stilistiken in seinem Langzeitgedächtnis zu speichern, verschiedene Leadsheets anzuschauen und sein Vokabular in Hinblick auf die Stilistiken immer wieder zu erweitern. Sicherlich spielt hier auch Erfahrung eine grosse Rolle.

Vereinzelt finden sich notierte Grooves auf den Sheets. Man sollte selbige aber nicht zu stur spielen, sondern Freiraum lassen für eigene Interpretationen des Rhythmus.

2. Die Form:

Leadsheets beinhalten meistens den gesamten Ablauf des Stückes auf nur einer oder zwei Seiten. Daher gibt es viele Wiederholungszeichen, Klammern, Dal Segno Zeichen oder Codas zu beachten. Meistens spricht man zwar den Ablauf gemeinsam durch, aber trotzdem ist es ein grosser Vorteil, wenn man als Schlagzeuger den Ablauf auch grafisch verstanden hat. Das Formgefühl kann sich deutlich schneller entwickeln und dazu beitragen, dass man mehr Songs auf einmal lernen kann.

Die vielen unterschiedlichen Wiederholungen sind nicht immer auf den ersten Blick zu erfassen. Daher macht es Sinn, sich für das Verständnis des Ablaufes etwas Zeit zu nehmen. Die Abschnitte sind gedanklich zu gliedern in A, B, C-Teil oder Strophe, Refrain, Bridge etc., falls das wie z.B. in vielen Realbooks noch nicht geschehen ist. Gut sind auch eigene Markierungen oder Bearbeitungen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man bei Diskussionen um den Ablauf (welche ziemlich oft vorkommen und oft auch etwas nerven;)) mitreden kann, sich die Sachen notieren kann und nicht ständig darauf angewiesen ist, sich die Änderungen auswendig zu merken. Gerade am Anfang der Erarbeitung kann das eine grosse Hilfe sein. Ausserdem ist es eine gute Gedächtnisstütze.

3. Die Kicks  

Dieses Thema ist eigentlich ein eigenes für sich, denn dass Spielen von Kicks bedarf genauer angeschaut zu werden. Dazu empfiehlt sich vor allem die gängige Big Band Literatur für Schlagzeuger.

Grundsätzlich sollte Ausschau gehalten werden nach häufig mit Kreuzen versehenen Noten, die etwas über der normalen Notenschrift notiert sind (in der Schlagzeugliteratur sind das oft die Becken Noten). Diese Akzente sollten aus dem Groove heraus vorbereitet und akzentuiert werden. Passiert dies nicht, ist das Stück unter Umständen nicht gut wiedererkennbar. Ein Beispiel wäre das Stück „Cantaloupe Island“ von Herbie Hancock, wo es dazu gehört, dass auch das Schlagzeug im B-Teil die Kicks spielt.

4. Der Rest (Akkorde, Rhythmen, Melodie und Lyrics)

Auch der Rest der Informationen eignen sich für die Orientierung des Schlagzeugers, auch wenn dieser natürlich nicht in der Lage ist, die tonalen oder textlichen Informationen direkt umzusetzen.

Trotzdem bieten Akkordsymbole, Melodie und Songtext viele Hinweise auf mögliche Interpretationsformen. Natürlich geht das nicht ohne eine gewisse Übung und Auseinandersetzung mit tonalem Notenmaterial, aber genau dies lohnt sich, um Zusammenhänge zwischen Rhythmus und dem Rest des Stückes, besser zu verstehen und spielen zu können. Viele Schlagzeuger sind nicht zufällig gleichzeitig auch noch Pianisten, Gitarristen oder beschäftigen sich sonst auf irgend eine Weise mit tonalen Zusammenhängen.

Moduliert beispielsweise eines der Teile in eine Moll Tonart, ist das ein Hinweis auch für den Schlagzeuger, seinen Ausdruck in gewisser Weise anzupassen. Gibt es lange modale Passagen, kann es ein Hinweis auf eine flächigere Begleitung sein.

Aber es geht auch durchaus einfacher. Texte kann jeder verstehen und interpretieren. Und auch das kann einem eine Orientierung bieten und dazu führen, sich Gedanken zu seinem Schlagzeugspiel im Zusammenhang mit der Musik zu machen.

Melodie oder Harmonie-Linien können Inspiration für Fill-Ins, Grooves oder Solis sein. Es macht bestenfalls einfach Spass, sich mit dem Song auf der ganzen Ebene zu befassen und sich als Schlagzeuger nicht in die Enge treiben zu lassen, in der man einfach eine Rhythmusmaschine ist, die an der Interpretation und Mitgestaltung des Songs sonst nicht viel beizutragen hat.

Natürlich gibt es auch andere Noten für Schlagzeuger. Gerade im Internet findet man immer häufiger vollends ausnotierte Songs. Dazu ist zu sagen, dass sich das in der gängigen Spielpraxis meiner Meinung nach nicht richtig bewährt. Jazz/Rock/Pop Musik gestaltet sich immer individuell und lebt von der Improvisation entlang eines bekannten Gerüstes.

Es gibt aber auch fast nackte Drumsheets, wo lediglich die Taktzahlen und die Form, sowie einige Grooves und Fills notiert sind. Grundsätzlich finde ich aber, dass der Schlagzeuer damit vom Song abgekoppelt ist und weniger Material für seine eigene Kreativität vorfindet. Deswegen empfiehlt sich die Auseinandersetzung mit Leadsheets in besonderem Masse auch schon im Unterricht, bevor es in die erste Bandprobe geht.

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